Kurier – Die Gründer starten los

Fünf Minuten bevor Isabel Philipp ihren Lebenstraum vor drei Fremden verteidigen muss, soll sie locker in die Fotokamera lächeln. Isabel Philipp greift in ihre Handtasche und fischt ein Maßband heraus. Sie entrollt einen Meter, sie lächelt – mit einem Mal selbstsicher.

Kurz darauf betritt Isabel Philipp das Konferenzzimmer. Die Herren stehen auf, Philipp reicht ihnen die Hand. Ein erfreutes Lächeln huscht über die Gesichter der Männer. Isabel Philipp muss auf dem Sessel gegenüber der Jury Platz nehmen. In die Mitte der Jury hat sich Franz Schweiger gesetzt, der Einzige ohne Krawatte. Er weist sie ein: „Herzlich willkommen. Sie haben 15 Minuten Zeit, uns Ihre Geschäftsidee zu präsentieren, danach werden wir Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Isabel Philipp nickt. Sie verschwendet keine Zeit und legt los. Sie erzählt vom Glanz von geöltem Eichenholz, vom glimmernden Schleifstaub, schwärmt von der Freude, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.

Die Bewerberin lässt sich nicht verunsichern, nicht von den verschränkten Armen von Rupert Brix – der Notar sitzt rechts außen –, nicht von der tiefen Furche, die sich zwischen seine Augenbrauen gräbt. Auch Anwalt Florian Kranebitters Stirn, er sitzt links außen, wirft Falten. Philip spricht über die Finanzierung und Brix Mundwinkel ziehen nach unten. Sie sagt: „Ich bin realistisch, ich will nicht übertreiben“. „Gut so“, sagt Schweiger, lächelt.

Die Rollen sind klar verteilt: ein Prüfling, ein Realist, ein Sympathisant und ein Skeptiker, „Wie lange ist ihr Atem?“, fragt Realist Kranebitter. „Lange“, sagt die Geprüfte und unterbreitet den Gründungspartnern ihren detaillierten Finanzierungsplan. Brix fragt skeptisch: „Sie wollen sich zu 100 Prozent selbstständig machen.“ „Ja. Das ist es. Das ist, was ich machen will.“ Die drei nicken, schließen die Unterlagen. „Sie werden spätestens morgen Früh informiert, ob Sie eine der drei sind, die wir begleiten werden.“

Isabel Philip schließt die Tür hinter sich. Sie zittert. Sie weiß nicht, dass Kranebitter, Schweiger und Brix sich auf der anderen Seite der Tür anerkennend zunicken. Die drei Herren sind nicht leicht zu lesen – berufsbedingt. „Wer kommt als Nächstes?“, fragt Franz Schweiger. Er blättert die nächste Seite seines Ordners auf: „Sabrina Teresa Huber“.

Die drei Gründerpartner werden in den kommenden drei Stunden sechs Konzepte von neun Gründern hören. Es sind die den meisten Erfolg versprechenden aus mehr als 70 Businessplänen, die dem KURIER innerhalb weniger Wochen gesendet wurden. Die Jury hat bei der Auswahl darauf geachtet, dass die Gründer, und ihre Geschäftsideen sich voneinander unterscheiden. Vielfalt ist gefragt.